Karl Schenkl (1827-1900)

Der in Brünn (Brno) geborene Sohn eines Gymnasialprofessors studierte von 1845 bis 1849 Klassische Philologie und Jus in Wien und war dann als Gymnasiallehrer tätig – in Prag unterrichtete er Wilhelm von Hartel, den er später in Wien als Kollegen wieder traf. 1857 wurde er (ohne Habilitation) o. Prof. für Klassische Philologie in Innsbruck, 1863 wechselte er an die Universität Graz, deren Rektor er 1869/1870 war. An beiden Universitäten setzte er die Einrichtung eines philologischen Seminars durch. 1875 wurde er schließlich o. Prof. in Wien, wo er 1899 emeritiert wurde. Schenkl ist somit der bis heute einzige Klassische Philologe, der an drei österreichischen Universitäten eine Professur innehatte. In Wien war Schenkl Mitbegründer der „Wiener Studien“ (1879) und des „Eranos Vindobonensis“ (1885). Er verfasste u. a. ein griechisches Elementarbuch (1852), ein griechisch-deutsches Schulwörterbuch (1858) und ein deutsch-griechisches Schulwörterbuch (1866) – all diese Werke waren in der Schule Jahrzehnte lang in Gebrauch, an der Universität sind sie es teilweise bis heute. Ferner gab er die Werke Xenophons (1869/1876), die Argonautica des Valerius Flaccus (1871) und des Ausonius (1883), sowie im Rahmen des CSEL den Cento Probae (1888) und Werke des Ambrosius (1896/97) heraus. Er erforschte und lehrte Vergleichende Sprachwissenschaft (Sanskrit), die gesamte griechische und lateinische Literatur von der Frühzeit bis zur Patristik. Schenkl blieb auch als Universitätsprofessor der Schule verbunden, u. a. als Mitglied des niederösterreichischen Landesschulrats (1891-1896) und als Direktor der Lehramtsprüfungskommission (von 1896 an). Sein Sohn Heinrich war ebenfalls Professor für Klassische Philologie in Graz und Wien. Karl Schenkl erhielt 1919 eine Gedenktafel im Arkadenhof der Universität Wien. 2010 widmete ihm Peter Handke eine Übersetzung von Euripides’ Helena.