Karl Mras (1877-1962)

Der Wiener Lehrersohn studierte an der Universität Wien Klassische Philologie, Sanskrit und Vergleichende Sprachwissenschaft. Seine prägenden Lehrer waren von Arnim, Hauler, Marx und Schenkl. Am Beginn seines Berufslebens standen Jahre als Gymnasiallehrer. Während eines staatlichen Reisestipendiums (Italien, Griechenland, Kleinasien) beschäftigte er sich intensiv mit Handschriftenkollationierung, legte damit die Grundlage für viele seiner späteren Arbeiten und habilitierte sich 1912 über Lukian. Von 1921 an war er als ao. Prof. an der Universität Graz tätig, von 1933 an als o. Prof. in Wien. Mit dem Tag des „Anschlusses“ wurde er als streitbarer Regimegegner seines Postens enthoben, eine Entscheidung, gegen die er – auch aus Remunerationsgründen – bis zuletzt ankämpfte. Richard Meister übernahm seinen Lehrstuhl. Unmittelbar nach der Wiedererrichtung der Republik Österreich (27. April 1945), der Wiedereröffnung der Universität Wien (2. Mai 1945) und dem Kriegsende in Gesamteuropa (8. Mai 1945) meldete sich Mras zurück zum Dienst und arbeitete unermüdlich weit über seinen Ruhestand hinaus, den er erst 1953 (mit 76 Jahren) antrat. 1946 wurde er k.M. der ÖAW, 1947 w.M., 1956 k.M. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Kultur des Altertums, Religionsgeschichte, Grammatik, Metrik und Textkritik zählten zu seinen erklärten Interessen, v. a. standen Editionen, Kommentare, Übersetzungen und zweisprachige Ausgaben im Fokus, wobei griechische und lateinische, christliche und pagane Autoren (Lukian, Eusebios von Caesarea, Macrobius) Berücksichtigung fanden.