Ceyx & Alcyone Tragikomödie frei nach Ovid, Metamorphosen
Ein Gemeinschaftsprojekt von Lehrenden und Studierenden der Universität Wien, organisiert vom Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein (Gesamtkonzeption: Univ.-Prof. Dr. Andreas Heil)
Der Mythos
Die Geschichte von Ceyx und Alcyone erzählt Ovid im elften Buch der Metamorphosen („Verwandlungsgeschichten“). Ceyx, der Sohn des Morgensterns, und Alcyone, die Tochter des Windgottes Aeolus, sind ein glücklich verheiratetes Paar. Als Ceyx beschließt, ein Orakel aufzusuchen und dafür eine Seereise zu unternehmen, fleht Alcyone ihn an zu bleiben. Trotz ihrer Bitten bricht Ceyx auf. Ihre Befürchtungen bewahrheiten sich – sein Schiff gerät in der Ägäis in einen gewaltigen Sturm und sinkt. Ceyx ertrinkt, während er in seinen letzten Gedanken bei seiner geliebten Alcyone ist.
Alcyone wartet vergeblich auf die Rückkehr ihres Mannes und betet täglich im Tempel der Juno für seine sichere Heimkehr. Die Göttin fühlt sich von den beständigen Gebeten für einen ja bereits verstorbenen Menschen befleckt. Daher schickt sie die Götterbotin Iris zum Schlafgott Somnus. Somnus wiederum beauftragt Morpheus, den Gott der Träume, Alcyone im Schlaf die Wahrheit über Ceyx’ Tod zu offenbaren.
Entschlossen, ihrem Mann in den Tod zu folgen, begibt sich Alcyone am nächsten Morgen an die Meeresküste. Dort sieht sie plötzlich die Leiche des Ceyx im Wasser treiben und stürzt sich ins Meer. Die Götter haben endlich Mitleid mit dem unglücklichen Liebespaar und verwandeln beide in Eisvögel (auf Lateinisch: [h]alcyones).
Die Erzählung ist eine der berührendsten Verwandlungsgeschichten in den Metamorphosen und steht für die Macht der Liebe, die selbst den Tod überwindet.
Unsere Fassung
„Ceyx & Alcyone“ ist eine freie Bearbeitung der Erzählung Ovids in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog.
Die dramatische Form hilft ein Motiv zu entfalten, das auch in der Erzählung eine zentrale Rolle spielt: die Spannung zwischen dem Leid auf der menschlichen Ebene und der Distanziertheit der Gottheiten, die zunächst (während des Sturms) untätig sind, dann aus hauptsächlich eigennützigen Motiven zu spät eingreifen (durch den Traum) und erst ganz zuletzt – überraschend – doch noch Mitleid mit den Menschen haben. Bei uns sind die Himmlischen – etwas anders als bei Ovid – von Anfang an als Zuschauer*innen präsent. Was für die Menschen leidvolle Realität ist, erleben sie als (je nach Gusto) mehr oder weniger abwechslungsreiche Live-Show, in die sie jederzeit eingreifen könnten, die sie aber doch lieber im bequemen ‚Theatersessel‘ konsumieren, um am Ende – wieder anders als bei Ovid – … Aber schauen Sie doch am besten selbst gemeinsam mit den Himmlischen zu, wie die Geschichte ausgeht!
Aufführungen
- 14. November 2024, 20:00 s.t., HS A, Universitätscampus AAKH, Hof 2. (Abendspielzettel)
Bilder
Videos (c) Maja Durovic